Salomo

Salomo
Salomo
 
[hebräisch, eigentlich etwa »der Friedliche«; programmatischer Thronname?], in der Vulgata Salomon, König von Juda, Israel und Jerusalem (965-926 v. Chr.), Sohn und Nachfolger Davids, wurde gegen legitime Ansprüche seines Halbbruders Adonija mithilfe von Intrigen seiner Mutter Bathseba und des Propheten Nathan von David als König eingesetzt (2. Samuel 9-20; 1. Könige 1-2 »Thronnachfolgegeschichte«). Salomo konnte den Bestand des israelitischen Großreiches, das nach Davids Tod zu zerfallen drohte (die Aramäer von Damaskus und die Edomiter machten sich unter Salomo selbstständig), ohne größere kriegerische Auseinandersetzungen sichern: nach außen durch die Pflege diplomatischer Beziehungen (u. a. durch eine geschickte Heiratspolitik), nach innen durch eine Stabilisierung des Staates. Salomo verstärkte das Festungssystem, reorganisierte das Heerwesen, gliederte das Reich in Bezirke, um die Verwaltung effizienter zu machen, und schuf einen leistungsfähigen Beamtenapparat. Seine großartige Hofhaltung (Palastbauten) und eine gegenüber Fremdkulten freizügige Religionspolitik trugen zur kulturellen Blüte des Landes bei. Salomo baute die Handelsbeziehungen zu den phönikischen Städten (besonders Tyrus) intensiv aus, Schiffe fuhren sogar bis nach Spanien. Es entstanden die ersten großen Werke der israelitischen Geschichtsschreibung. Durch den Bau des Tempels wurde Jerusalem religiöses Zentrum.
 
Berichte über die Zeit der salomonischen Herrschaft stammen besonders aus 1. Könige 3-11, wobei jedoch einige Erzählungen mehr die Hochschätzung Salomos spiegeln, als dass sie historische Fakten überliefern (z. B. die Erzählung vom Besuch der Königin von Saba, 1. Könige 10). Das gilt auch für die Salomo zugeschriebene Autorschaft einzelner Dichtungen und biblischer Bücher (Sprüche, Kohelet, Hohes Lied, Weisheit, Psalmen, Psalmen Salomos und Oden Salomos). Diese Tendenzen verstärkten sich in der nachfolgenden Überlieferung, und Salomo wurde, obwohl sein Reich schon bald nach seinem Tod zerfallen war, immer mehr zum Idealbild des mächtigen und weisen Herrschers.
 
In der bildenden Kunst gilt Salomo besonders als typologisches Urbild für Christus; am Südportal des Straßburger Münsters wird er als »gerechter König« mit dem Schwert des Jüngsten Gerichts dargestellt; er tritt in der Reihe der Vorfahren Christi (so besonders in der Wurzel Jesse) wie der alttestamentlichen Könige und Propheten auf. Das Bildmotiv des salomonischen Urteils findet sich vom 4. Jahrhundert (Reliefkasten im Mailänder Domschatz) bis in das Mittelalter (Marmorgruppe des 15. Jahrhunderts; Venedig, Dogenpalast), besonders auch als Bild der Gerechtigkeit an Rathäusern. Beliebt war seit der Renaissance die Darstellung des Besuchs der Königin von Saba (Paradiestür am Baptisterium in Florenz von L. Ghiberti, 1425-52). Szenen um Salomo begegnen v. a. in der Bibelillustration.
 
 
E. Würthwein: Die Bücher der Könige, Bd. 1 (21985);
 H. Donner: Gesch. des Volkes Israel u. seiner Nachbarn in Grundzügen (Neuausg. 1987);
 C. Schäfer-Lichtenberger: Josua u. S. Eine Studie zu Autorität u. Legitimität des Nachfolgers im A. T. (Leiden 1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Israel und Juda: Antike Kleinstaaten
 
David und Salomo: Von der Stämmegesellschaft zum Königtum
 
Tempel Salomos
 

Universal-Lexikon. 2012.

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